Gamle Haderslev Kirkegård

Ein Selbstmord und 4 unerzogene Kinder

Der Grabstein von Karen Lund trägt eine etwas ungewöhnliche Inschrift:

Hier ruht der Staub von Karen Lund, geborene Laugesen, geboren im Kirchspiel Gilbjerg Lindknud am 1. Mai 1792, gestorben in Haderslev am 3. November 1842 im Alter von 50 Jahren, 6 Monaten und 3 Tagen. Sie hinterlässt einen trauernden Ehemann sowie 4 unerzogene Kinder, die ihrer gedenken.

Hinter dieser Inschrift steckt eine traurige Geschichte, obwohl sie unschuldig und unbeschwert mit dem Erwerb eines neuen Damenhuts beginnt.

Karen Lund war in der Stadt und hat sich dazu verleiten lassen, einen hübschen, neuen Hut zu kaufen. Karen setzte sich den Hut auf und ging guter Laune in Richtung Storegade, wo ihr Mann eine Metzgerei betrieb. Als sie durch die Tür hinein kam und ihr Mann den neuen Hut sah, blickte er sie wütend an. Sobald sich die Gelegenheit bot, nahm er den Hut, legte ihn auf den Hackblock und zerhackte ihn mit seiner großen Fleischaxt. Warum er so reagierte, kann man nur mutmaßen. Vielleicht stand es schlecht um die Finanzen, und Karens neuer Hut war ein luxuriöser und überflüssiger Kauf. Unter allen Umständen wich Karens gute Laune Verzweiflung und tiefer Trauer. Karen war so unglücklich, dass sie sich zuletzt dazu entschieden hatte, sich das Leben zu nehmen. Dieser Teil der Erzählung ist weitgehend unbekannt. Es ist aber sicher, dass Karen direkt danach nach oben ging um sich auf dem Dachboden zu erhängen.

Am nächsten Tag musste der Ehemann im Rathaus erscheinen, um den Behörden zu erklären, was geschehen war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Tobsuchtsanfall derartige Konsequenzen nach sich ziehen würde. Das einzige, was man von dieser Besprechung weiß, ist, dass der trauernde Ehemann berichtete, dass er und Karen ein „kleines Malheur“ hatten – mit anderen Worten ein kleines Missgeschick.

4 unerzogene Kinder

Auf Karens Grabstein steht: „Sie hinterlässt … 4 unerzogene Kinder.“ Was bedeutet diese eigenartige Inschrift? Beim Wort „unerzogen“ denken wir automatisch an Kinder, die nicht gehorchen und tun, was sie wollen. Das Wort hatte damals jedoch eine ganz andere Bedeutung. Es bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Karens Kinder alle noch nicht im Konfirmationsalter waren. Deshalb waren Karens Kinder nicht schlecht erzogen, sondern noch nicht konfirmiert worden.

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